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Geschichte/150 Jahre

150 Jahre Musikverein Steißlingen! 

Auszug aus der Vereinschronik von Paul Forster anläßlich des 125jährigen Jubiläums. Überarbeitet und weitergeführt durch Manfred Nägele und Walter Kornmaier.


Seit nunmehr 150 Jahren gestaltet bei uns der Musikverein mit an erster Stelle das kulturelle Leben in unserer Gemeinde. Fast unzählig sind in diesem langen Zeitraum die Mitwirkungen bei weltlichen und kirchlichen Feiern wie auch bei Veranstaltungen der anderen örtlichen Vereine. Musikanten und Spielleute gab es in unserem Dorf schon lange. Sie spielten vor allem bei Hochzeiten, an Fasnacht und Kirchweih zum Tanze, sie wirkten aber auch bei kirchlichen Feierlichkeiten mit. Wir wissen aus einem Bericht aus dem Jahre 1792, daß den Musikanten beim Klemenzenfest Kutteln und Wein serviert wurde und den Bläsern wegen des vielen Blasens zusätzlich 2 Quart (ca. 40 Liter) Wein als Zugabe gespendet wurde.

Um 1780 errichtete der damalige Ochsenwirt Joseph Korherr eine Stiftung mit der Bestimmung, daß der Schulmeister (Lehrer) das "Directorium der Sing- und Instrumental-Musik zu führen und die Musik-Instruction zu erteilen habe". Das Stiftungskapital von 350 Gulden wurde der Gemeinde als Darlehen übereignet mit der Verpflichtung, dem Schulmeister für die Musikunterrichtung den jährlichen Zinsertrag von 12 Gulden 30 Kreuzer zu vergüten. Diese erste Steißlinger Musikschule bestand über 80 Jahre und wurde 40 Jahre lang von dem Steißlinger Bürger Franz Xaver Mayer als "Musicdirector" geleitet.

Mayer, ein musikalischer, vielseitig gebildeter und geachteter Mann, der auch 25 Jahre den Dienst eines Ratschreibers versah und als Hauptlehrer 1864 pensioniert wurde, ist der eigentliche Gründer unser Steißlinger Musikgesellschaft. Jahrzehntelang erteilte er Musikunterricht, bildete Musikanten aus, leitete den Kirchenchor und stand auch eine Zeitlang einer Instrumentalkapelle vor, die hauptsächlich bei kirchlichen Festen mitwirkte.

Nach langem Bemühen gelang ihm im Frühjahr 1856 die Gründung einer "Blas-Musikgesellschaft", der 15 Bürger und Bürgersöhne beitraten. Verzögert hatte sich die Gründung vor allem deshalb, weil die Gemeinde aufgrund ihrer damals schwierigen Finanzsituation nicht in der Lage war, für die Beschaffung der Musikinstrumente weder einen Zuschuss noch ein Darlehen zu gewähren. Es war schließlich der Grundherr Roderich von Stotzingen, der durch die Gewährung eines zinslosen Darlehens von 600 Gulden die Instrumentenbeschaffung ermöglichte. Mayer vermittelte der neugegründeten Musikgesellschaft den ersten Dirigenten, Raimund Martin aus Eigeltingen, erteilte aber weiterhin Musikunterricht. Der Musikgesellschaft blieb er bis zu seinem Tode 1881 eng verbunden. Bei der Gründung des Pompiercorps (Freiwillige Feuerwehr) 1865 wurde angestrebt, die Musikgesellschaft geschlossen als Pompiermusik zu übernehmen, zumal ein Großteil der Musiker auch der neugegründeten Feuerwehr angehörte. Dass es schließlich doch nicht zur Eingliederung in die Feuerwehr kam, lag an der Haltung der Gemeinde, die befürchtete, zukünftig die Kosten der Instrumente tragen zu müssen. Seit 1875 erhielt die Musikgesellschaft einen jährlichen Zuschuss der Gemeinde in Höhe von anfänglich 10 Gulden.

Besonders ereignisreich für die Musikgesellschaft waren die Jahre 1894 und 1896. Am 2. Februar 1894 schloss sich die Musikgesellschaft endgültig dem am 10.10.1893 in Eigeltingen gegründeten "Höhgau-Musikverband" an, dem Aach, Eigeltingen, Nenzingen, Steißlingen und Volkertshausen angehörten. Erstmals im Jahre 1894 wurde auch ein Protokollbuch angeschafft und hierin wichtige Beschlüsse der Musikgesellschaft eingetragen. Im gleichen Jahr gab sich die Musikgesellschaft auch die ersten eigenen Statuten. Unter Teilnahme der ganzen Bevölkerung feierte die Musikgesellschaft am Pfingstmontag, dem 25.5.1896, ihre Fahnenweihe im Seehof. Kurz darauf, am 7.6.1896, fand dann in Steißlingen das 2. Höhgaumusik-Verbandsfest statt, wobei auch ein musikalischer Wettstreit stattfand. Den ersten Preis erhielt die Stadtkapelle Engen, weitere Preise wurden an die Kapellen Eigeltingen, Nenzingen, Steißlingen, Volkertshausen und Aach verliehen.

Bei der Übergabefeier des neuen Rathauses im Juli 1896 wirkte die Musikgesellschaft "in hervorragender Weise an der Spitze des Festzuges und dem anschließenden Festbankett mit".

Im Jahre 1906, also vor nunmehr 100 Jahren, wurde das 50jährige Stiftungsfest groß gefeiert. Zu diesem Fest erfolgte erstmals die Anschaffung von Uniformen in "Jägergrün".

Dem "Nellenburger Boten" können wir in seiner Ausgabe vom 11. Juli 1906 einen Bericht von diesem Fest entnehmen: "Steißlingen, 9. Juli 1906: Gestern wurde hier ein für einen Landort seltenes Fest gefeiert, das 50jährige Stiftungsfest der Musikgesellschaft, leider durch regnerische Witterung beeinträchtigt, so dass es in seinem Verlaufe den großen Vorbereitungen nur teilweise entsprechen konnte. Am Vorabend leitete ein Fackelzug, den der Radfahrverein "Wanderlust" mit Lampions eröffnete, das Fest ein. Vor dem Rathaus wurde nachher militärischer Zapfenstreich geblasen und die feierliche Weise eines "Gebetes" tönte sehr wirkungsvoll in die stille Sommernacht hinaus. Früh 4 Uhr begrüßten Böllerschüsse und musikalischer Weckruf den festlichen Tag. Um halb 9 Uhr stellten sich sämtliche Vereine mit ihren Fahnen und Standarten zum Kirchgang auf; so zahlreich waren die Mitglieder angetreten, vom ältesten Kriegsveteranen im Silberhaar bis herab zum schmucken Radler in Jugendlocken, dass der imposante Zug die Hälfte unserer großen Kirche füllte. Nachdem man Gott die Ehre gegeben, marschierte man zum Frühschoppen in die neue Post, den Vorträge der Musik und des Gesangvereins verschönerten. Allmählich trafen die fremden Vereine ein; der ungünstigen Witterung wegen telephonierten einzelne in letzter Stunde ab. Um 2 Uhr bot der große Festumzug ein sehr hübsches Bild, in das die beiden hiesigen Radfahrervereine eine bunte Abwechslung brachten mit ihren Radverzierungen und den farbenprächtigen Symbolen der Musik, die hoch zu Rad, an Quirlanden geleitet, dem Zug vorausgetragen wurden."

"Auf vielseitiges Verlangen seitens der aktiven Mitglieder der Musikgesellschaft" wurde im März 1911 der Beschluss gefasst, die Gesellschaft in einen Verein umzuwandeln und hierzu neue Statuten zu erlassen. Damals zählte der Musikverein 21 aktive, 15 Ehren- und 30 passive Mitglieder. Zum ersten Vereinsvorstand wurde das Ehrenmitglied Thomas Leirer gewählt. Eine der wichtigsten Aufgaben des Vereines war die Neuinstrumentierung, die im selben Jahr erfolgte.

Der Klang der neuen Instrumente verstummte jedoch bald, denn die meisten Musiker wurden im Ersten Weltkrieg (1914-1918) zum Soldatendienst einberufen. Erst nach über vierjähriger Pause konnte der Verein 1919 im Gasthaus "Traube" wieder eine Generalversammlung abhalten und seine Tätigkeit neu aufnehmen. Im Jahr 1919 übernahm der damals 29jährige Josef Nägele das Dirigentenamt. Unter dessen jahrzehntelanger engagierter Stabführung erreichte der Verein einen hohen Leistungsstand und erzielte viele musikalische Erfolge. Bei herrlichem Wetter wurde 1931 unter Teilnahme von 16 Gastvereinen das 75jährige Stiftungsfest durchgeführt. Für dieses Jubelfest erhielten die Musiker wiederum neue Uniformen. Der politische Machtwechsel im Jahre 1933 zwang den Musikverein in den "nationalen Dienst", ohne seiner Vereinsidee untreu zu werden. Schwere Opfer forderte der Zweite Weltkrieg (1939-1945). Auch der Musikverein hatte 7 Gefallene zu beklagen.

Neben den älteren Musikern war es insbesondere dem verdienstvollen Dirigenten Josef Nägele sowie dem 2. Vorsitzenden Anton Baumann zu verdanken, dass auch während der Kriegsjahre das Orchester weiter bestand. In der anschließenden französischen Besatzungszeit war zunächst jegliche Vereinstätigkeit untersagt. Erst 1947 konnte der Musikverein seine Tätigkeit offiziell wieder aufnehmen.

Zum Jahreswechsel 1950/51 erfolgte nach über 32jähriger Tätigkeit die Übergabe des Dirigentenstabes durch Josef Nägele an den jugendlich-dynamischen Walter Breinlinger. Unter seiner Stabführung konnte der Musikverein insbesondere bei Wertungsspielen mehrere hohe Auszeichnungen entgegennehmen. Ein besonders markanter Höhepunkt in der Vereinsgeschichte des Musikvereins war das 100jährige Jubiläumsfest im Jahre 1956 im festlich dekorierten Festzelt im Seehof, an dem 24 Gastvereine und viele Gäste teilnahmen. Das Fest nahm seinen Anfang am Samstag mit einem großen Festbankett unter Mitwirkung des Patenvereins Böhringen und der örtlichen kulturellen Vereine. Der Festgottesdienst mit anschließender Totenehrung, das Frühschoppenkonzert, der Festumzug mit dem Konzert der anwesenden Gastvereine sowie ein großer bunter Abend unter Mitwirkung von Künstlern des Süddeutschen Rundfunks prägten den Jubiläumssonntag. Ein großes Kinderfest mit Tanz und fröhllichem Ausklang am Montag rundete die Jubiläumsfeier ab. Der damalige verdienstvolle Vorsitzende August Schacher hatte zusammen mit vielen Helferinnen und Helfern dieses Fest hervorragend organisert.
Sicherlich seiner Leidenschaft für die Blasmusik ist es zuzuschreiben, dass der Aktive Gebhard Korherr im Jahre 1967 initiativ wurde und mit der Gründung der "Brass Band" aus den Reihen der Aktiven eine neue Musikgruppe formierte, nachdem schon etliche Jahre zuvor andere aus dem Verein hervorgegangene Tanzmusikkapellen ihr Bestes gegeben hatten. Diese modern ausgerichtete Musikband zeigte bis zum Jahre 1972 insbesondere bei den Gartenfesten des Vereins, Fasnachtsveranstaltungen, Musikerhochzeiten, örtlichen wie überörtlichen Narrenspiegeln und Tanzveranstaltungen ihr Können und begeisterte das Publikum. Herausragend war sicherlich auch der Auftritt der aktiven Musiker beim beliebten Hafenkonzert des Südwestfunks, das im Juli 1968 in Zurzach (Schweiz) stattfand. In die Wege geleitet vom damaligen 1. Vorsitzenden Horst Degen, war diese musikalische Darbietung verbunden mit der Gestaltung des Frühschoppenkonzertes beim Blumenfest des Musikvereins Rheinheim. Die Firmen Tröndle Rheinheim-Steißlingen ließen es sich anlässlich dieses Festes nicht nehmen, die Musiker auf das Beste zu bewirten.

Große Freude bereitete dem Musikverein die Verleihung der Plakette "PRO MUSICA" im Jahre 1970 durch Regierungspräsident Dr. Person. Die PRO MUSICA-Plakette wurde von Bundespräsident Heinrich Lübke im Jahre 1968 als besondere Auszeichnung für Musikvereine gestiftet, die mindestens 100 Jahre bestanden, sich in dieser Zeit besondere Verdienste um die Pflege des instrumentalen Musizierens und damit auch um die Förderung des kulturellen Lebens erworben hatten. Die Entgegennahme dieser außergewöhnlichen Auszeichnung bereitete dem damaligen Dirigenten Walter Breinlinger, dem Vorsitzenden Horst Degen, Ehrendirigenten Josef Nägele und Ehrenvorstand August Schacher große Genugtuung.

Anlässlich des traditionellen Gartenfestes im Jahre 1973 präsentierte sich der Musikverein den vielen Festbesuchern in der neuen dunkelblauen Uniform. Während des Festgottesdienstes im Festzelt nahm Pfarrer Winter die Uniformweihe vor. Von den Jüngeren gefordert, von den Älteren bedauert, so mußten die Musikerinnen und Musiker mit der Abkehr vom traditionellen "Grün" acht Jahre lang leben. Mit einer breit angelegten Werbung für die Ausbildung von Nachwuchsbläsern betrat der Musikverein im Jahre 1972 unter dem damaligen Vorsitzenden Manfred Nägele Neuland. Zur großen Freude des Vereins interessierten sich völlig überraschend 45 Buben und Mädchen im Alter von 10 bis 15 Jahren für die Erlernung eines Instrumentes. Schon die Erstversorgung der Jugendlichen mit neuen Instrumenten erforderte vom Musikverein gewaltige finanzielle Aufwendungen von über 20.000,- DM. In den Folgejahren hatte der Musikverein weitere 40.000,- DM für Instrumentenkäufe zu verkraften.
In Zusammenarbeit mit der Singener Jugendmusikschule wurden die Auszubildenden zunächst in einem halbjährigen Lehrgang in den musikalischen Elementarfächern unterrichtet. Mit Walter Rieger aus Singen konnte hierzu ein Mann gewonnen werden, der mit bewundernswertem Idealismus, pädagogischem Geschick und Fachkönnen den Jugendlichen ein solides musikalisch-theoretisches Rüstzeug in die Hand gab. Hiernach stellten sich viele aktive Musiker zur Ausbildung an den einzelnen Instrumenten zur Verfügung.

Bald konnte die stattliche Schar unter Manfred Horber zur ersten Steißlinger Jugendkapelle zusammengestellt werden, die am Klemenzenfest-Konzert 1974 ihren ersten Auftritt hatte.

Der erzieherische Wert dieser Musizierbegeisterung blieb auch dem ehemaligen Steißlinger Bürgermeister Paul Forster nicht verborgen. Und so lag es für ihn nahe, im Rahmen einer örtlichen Musikschule auch Ausbildungsmöglichkeiten für andere Instrumente zu schaffen. So gab also der Musikverein mit seiner erfolgreichen vereinsinternen Schulung die Initiative für die Steißlinger Gemeindemusikschule, deren Mitinitiator und erster musikalischer Leiter wiederum Walter Rieger war.

Der mit Walter Rieger erfolgreich eingeschlagene Weg der vereinsinternen Schulung der Jugendlichen wurde in den Folgejahren noch mehrmals gegangen. Entsprechend des bewährten Konzeptes erfolgte die theoretische Grundausbildung wiederum durch Walter Rieger, die Ausbildung an den Instrumenten entsprechend durch erfahrene Aktive. Nach kurzer Zeit lag es wiederum an Manfred Horber, die Jugendlichen zur zweiten Steißlinger Jugendkapelle erfolgreich zusammenzuführen.

Nach 10jähriger Tätigkeit als Jugenddirigent sah sich Manfred Horber aus beruflichen Gründen leider gezwungen, sein Amt niederzulegen. In seine Fußstapfen trat der Klarinettist Oswin Schmal. Auch unter seiner fast dreijährigen Stabführung zeigten die Jugendlichen bei ihren Auftritten große musikalische Fortschritte. Einen deutlichen Beweis ihres Könnens lieferten die 27 Steißlinger Jungmusiker bei der erfolgreichen Absolvierung des Jungmusikerleistungsabzeichens in Bronze.

Im Spätherbst 1994 formierte der Aktive Stefan Kuppel nach mehrjähriger Unterbrechung mit 16 aus der Gemeindemusikschule hervorgegangen Schülerinnen und Schülern ein neues Jugendbläserensemble. Ihr Abschiedskonzert gaben diese Jungbläser im Dezember 1999, danach wurde der an der hiesigen Gemeindemusikschule tätige Lehrer Andreas Blum mit der Leitung des Jugendblasorchesters beauftragt. Ein lang gehegter Wunsch des Musikvereins ging somit dank des Wohlwollens der Gemeinde Steißlingen in Erfüllung.

Im Jahre 1975 gab Walter Breinlinger nach 24jähriger erfolgreicher Stabführung den Dirigentenstab an den aktiven Musiker Dieter Schwelling weiter. Der Musikverein dankte dem ausscheidenden Dirigenten sein außergewöhnliches musikalisches Engagement durch Ernennung zum Ehrendirigenten. Für seine langjährige Tätigkeit als 1. Gaudirigent des Bezirks Hohentwiel und 2. Dirigent des Hegau-Musikverbandes ehrte ihn Verbandspräsident Hans Seyser mit der goldenen Verdienstehrennadel. Bürgermeister Paul Forster überreichte ihm für seine besonderen Verdienste um die Dorfgemeinschaft den ersten Ehrenteller der Gemeinde Steißlingen.

Dieter Schwelling führte als dessen Nachfolger mit musikalischem Können und feinem Gespür das Erbe seines Vorgängers fort. Geboren in Schlatt u. Krähen und ebenso Gründungsmitglied des dortigen Musikvereins kam er aufgrund seiner Verheiratung nach Steißlingen und schloss sich 1969 als Flügelhornist dem Musikverein Steißlingen an. Sein Engagement und sein Temperament waren groß und unstrittig seine Geselligkeit. Streng in den Musikproben und in seiner musikalischen Auffassung, gemütlich und zufrieden, wenn es "geklappt" hat.

Mit Stolz und Freude feierte der Musikverein Steißlingen im Juli 1981 unter seinem sehr engagierten Vorsitzenden Edgar Streit sein 125jähriges Jubiläum im festlich geschmückten Festzelt im Seehof. Eröffnet wurde das Jubiläumsfest mit einer Tanzveranstaltung am Freitagabend. Erster feierlicher Höhepunkt am Samstag bildete das Festbankett mit dem Musikverein Beuren a. d. Aach als Patenkapelle, dem Gesangverein "Liederkranz" und Kirchenchor sowie unseren Musikfreunden aus Meiningen (Vorarlberg). Der Festgottesdienst im Seehof mit Weihe der neuen, wiederum grünen Uniformen unter Mitwirkung unseres Musikvereins und Kirchenchors stellte am Sonntagvormittag den sakralen Teil dar. Beim klangvollen Umzug durch die Straßen von Steißlingen mit anschließendem Konzert der auswärtigen Musikvereine steuerte das Fest seinem Höhepunkt zu. Mit einem großen Kinderfest und Rentnernachmittag am Montag, der von Ekkehard Wernert gestaltet wurde, klang das Jubiläum aus.

Nach 11jähriger verdienstvoller Tätigkeit gab Dieter Schwelling im Jahre 1985 den Dirigentenstab an das aktive Mitglied Manfred Horber ab, der als 2. Dirigent bereits 10 Jahre Erfahrung vorweisen konnte. Entgegenkommenderweise hatte er sich bereit erklärt, übergangsweise die musikalische Leitung des Musikvereins zu übernehmen.

Manfred Horbers Verdienste erschöpfen sich jedoch nicht nur in seiner langjährigen Leitung der Jugendkapelle und seiner Dirigententätigkeit, sondern kommen auch in der Gründung einer Big Band im Jahre 1989 zum Ausdruck, die nach entsprechenden Vorüberlegungen anderer Musiker letztlich überwiegend auf seine Initiative zurückging. Seine Gründungsidee war, junge Musiker zu motivieren und ihr Interesse an einer anderen musikalischen Stilrichtung zu wecken. Nach einjähriger intensiver Probentätigkeit unter seiner Leitung und mehreren musikalischen Gehversuchen erfolgte der erste öffentliche Auftritt der Big Band bei seinem Abschiedskonzert als Dirigent im Frühjahr 1990. Hierbei übergab er auch die Leitung der nun offiziellen "Big Band Dampflok" an den aktiven Musiker Stefan Kuppel. Über die Jahre hinweg erfuhr diese eigenständige Bläsergruppe des Musikvereins unter ihren weiteren Leitern Michael Forster sowie Jürgen Pantle eine stetige Aufwärtsentwicklung. Sie wird heute musikalisch gekonnt geführt vom aktiven Musiker Daniel Schirmer.

Bedeutung weit über die Gemeinde Steißlingen hinaus hatte das vom 30. April bis 5. Mai 1986 stattgefundene 32. Verbandsmusikfest des Hegau-Musikverbandes, das während des 92jährigen Bestehens des Verbandes zum 2. Mal in Steißlingen durchgeführt wurde. Ausgefüllt war das eigentliche Verbandsfest am Samstag mit Wertungs- und Kritikspielen, am Abend mit einem erfrischenden Galakonzert der Knabenkapelle Meersburg und anschließender Unterhaltung mit der "Bauernkapelle Minderstdorf". Auch der Sonntagvormittag war neben dem Festgottesdienst der Fortsetzung der Wertungs- und Kritikspiele vorbehalten. Nachmittags sammelten sich die 51 Musikvereine mit über 2.200 Musikerinnen und Musikern zu einem beeindruckenden Sternmarsch und anschließendem Gesamtchor am Rathausplatz, der die anwesenden Gäste tief beeindruckte. Beim Konzert der Verbandskapellen im Festzelt erfolgte die Bekanntgabe der mit Spannung erwarteten Wertungsspielergebnisse, die ein beachtliches musikalisches Niveau auswiesen. Seinen Abschluss erfuhr das gelungene Verbandsmusikfest am Montag mit dem Handwerkerfrühschoppen und der Unterhaltung durch den Musikverein Steißlingen. Der Verlauf dieser Großveranstaltung zeigte erneut die meisterhafte Organisation durch die Mitglieder des Musikvereins, insbesondere durch den 1. Vorsitzenden Edgar Streit.

Zum wiederholten Mal als Glücksfall erwies es sich, dass sich im Jahre 1990 mit dem aktiven Musiker Michael Forster ein Mann aus den eigenen Reihen bereit fand, den Dirigentenstab zu übernehmen und den Musikverein nunmehr über 15 Jahre musikalisch leitet. Dirigent Forster schuf mit jugendlichem Elan, gepaart mit Idealismus und Ehrgeiz, einen Klangkörper mit einer Stärke von über 60 Musikerinnen und Musiker. Der Musikverein erzielte unter seiner Stabführung bei Wertungsspielen immer wieder Bestnoten, und auch die jährlichen Galakonzerte bringen eindeutig das hohe musikalische Niveau zum Ausdruck, auf dem sich die Kapelle dank seines Einsatzes und Könnens bewegt. Zugute kam und kommt Michael Forster, dass er auf eine große Zahl von Nachwuchskräften zurückgreifen kann, die in der Gemeindemusikschule Steißlingen - also mit Unterstützung der Gemeinde - eine sowohl theoretisch als auch praktisch solide Grundausbildung erfahren haben.

Als Anfang der 90er Jahre der Gemeinderat entschied, mit einer französischen Gemeinde eine Jumelage zu gründen, um so auch auf kommunaler Ebene einen Beitrag zur deutsch-französichen Freundschaft zu leisten, ließ sich der Musikverein nicht lange bitten und nahm spontan am ersten Partnerschaftstreffen in St. Palais sur Mer teil, bei dem die Begeisterung der Franzosen für unsere Blasmusik überschäumend war. Durch sein großes Engagement bei den gegenseitigen Besuchen leistet der Musikverein sicherlich einen gewichtigen Beitrag zur deutsch-französischen Partnerschaft.

Dass viele aus den aktiven Reihen ausgeschiedene Bläser das Musizieren nicht ganz lassen können, brachten sie durch die Gründung der "Flotten Spätlese" im Jahre 1998 zum Ausdruck. Aus dem ursprünglichen "Nur-musizieren-wollen" wurde alsbald eine Abteilung des Musikvereins, die sich insbesondere der Pflege der volkstümlichen Musik verschrieben hat. Nicht nur bei Veranstaltungen unseres Vereins, sondern auch bei festlichen Aktivitäten anderer örtlicher und auswärtiger Vereine bzw. Auftraggeber findet die "Flotte Spätlese" ihr musikalisches Einsatzgebiet.

Beim gelungenen Dorfabend anlässlich des Klemenzenfestes im September 2000, bei dem der Allegro-Chor, Kirchenchor, Männgergesangverein "Liederkranz" und die "Flotte Spätlese" mitwirkten, gab sich der Musikverein nach 19 Jahren eine neue weinrote Uniform, die das traditionelle "Jägergrün" aus dem Jahre 1906 wohl endgültig ablöste.

Unvergessen gerade bei den älteren Einwohnern unserer Gemeinde sind die jährlichen Gartenfeste des Musikvereins im idyllischen Seehofgelände, das von der Familie von Stotzingen entgegenkommenderweise für diesen Zweck zur Verfügung gestellt wurde. Ihre Ablösung fanden diese Seehoffeste ab dem Jahre 1988 durch Sommerfeste im Schulhof und heute in der Herrentorkel. Als geradezu ideal erweist sich die Torkel auch für die Aufführung der beliebten Bauerntheaterstücke, womit der Musikverein in jüngster Zeit die lang gepflegte Tradition des Theaterspielens fortsetzt.

Um letzthin dem kulturellen Stellenwert des Musikvereins in der Gemeinde Steißlingen gerecht zu werden, kommen die Chronisten nicht umhin, das musikalische Engagement des Musikvereins im Jahresablauf sowohl bei den weltlichen als auch kirchlichen Anlässen festzuhalten: Nicht wegzudenken ist so unsere Musikkapelle gerade an den närrischen Tagen. Hinzu kommt die Begleitung der Storchenzunft Steißlingen bei den jährlichen Narrentreffen, die Mitwirkung am Weißen Sonntag sowie an der Konfirmation, die musikalische Umrahmung der Fronleichnamsprozession, des Klemenzen- und Remigiusfestes, die Beteiligung an der Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages sowie am Konradifest in Wiechs. Auch die jährlichen Frühjahrs- und Herbstkonzerte sowie das traditionelle Weihnachtsliederspielen am 4. Adventssonntag sind ein wesentlicher kultureller Beitrag des Musikvereins in unserer Dorfgemeinschaft. Mit der Bürgerehrung, verbunden mit der Überreichung des Bürgertellers, brachte auch die Gemeinde ihre Anerkennung für die kulturellen Leistungen des Musikvereins sowie einzelner Mitglieder zum Ausdruck. So erfuhren in den zurückliegenden Jahren folgende Musiker diese Ehrung:

August Schacher (1976); Oskar Nägele (1981); Walter Breinlinger (1982); Albrecht Zimmermann (1987); Alex Breinlinger (1992); Manfred Nägele (2003); Edgar Streit (2006)



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